Freude am Schenken versus „Weihnachtsterror“

(Erschienen am 16.12.2011 in der „Kurier“ Sonderbeilage)

Nahverhältnis: Freizeitforseherin Klara Löffler kann beim Adventshopping kein schlechtes Gewissen brauchen

Auf Distanz: KulturhistorIker Manfred Wagner ist überzeugt, dass man keinen Ramsch schenken, sondern Taten setzen soll

Freude am Schenken versus „Weihnachtsterror“

Klara Löffler Für die Freizeitforscherin ist das Schlimme an Weihnachten, das wirkliche Drama, die konsumwütige Masse in den Einkaufsstraßen und -zentren oder ist es das Donnern der Konsumkritik? Geht es nach Freizeitforscherin Klara Löffler, eher Zweiteres. So sicher wie jedes Jahr der Stress in der angeblich ruhigsten Zeit des Jahres angeprangert wird, so zuverlässig brechen auch die guten Vorsätze in sich zusammen, meint Löffler, die eine Lanze für die Streikbrecher in der Familie bricht.
Entweder haben die Großeltern „vorsichtshalber“ eine Kleinigkeit besorgt oder die Konsumkritiker sind draufgekommen, dass schenken Freude macht. Die Aufgabe der „guten Vorsätze“ ist aber kein Drama, man beruhigt sich damit, es immerhin versucht zu haben. „Nur kein schlechtes Gewissen beim Kauf‘, sagt Löffler. „Wie ernst wir die Geste des Schenkens nehmen, lässt sich daran ablesen, dass wir auch Geschenke, die uns ganz und gar nicht gefallen oder uns sogar ärgern oder kränken, in der Regel weder ablehnen, noch sofort weggeben oder wegwerfen. Sie wandern höchstens nach einer Anstandsfrist in den Keller.“

Manfred Wagner Der Kulturhistoriker an der Universität für an gewandte Kunst, empfindet das Weihnachtsgeschäft hingegen als reinen Terror: „Die Menschen glauben, kaufen zu müssen, gleichgültig, wie sinnvoll oder nicht. Und die Firmen und Organisationen übertreffen einander mit Betriebsfeierangeboten.“ Ein Angebot, das die Anthropologin Elke Mader mit Freuden annimmt. Auf ihrem Adventsprogramm stehen vier Weihnachtsfeiern. „Eine Gelegenheit, Kollegen besser kennenzulernen.“ Verweigern scheint keine echte Alternative zu sein. In einer Umfrage der Goethe-Universität in Frankfurt entzogen sich nur 14 Prozent der Befragten dem Weihnachtsfest. Doch es gibt auch Widerspruch zu Löfflers These. Zukunftsforscher Andreas Steinle meint, man könne sich sehr wohl den Lockangeboten des Handels entziehen. Und zum Beispiel vereinbaren, nicht mehr als 20 Euro pro Geschenk auszugeben: „Das klappt.“ Idealistischer Wagner: Besser, als Dinge zu schenken, sei es, Taten zu setzen – „kleine, große, konkrete, oder auch nur Denkhilfen und Gefühlssolidarität. „